Alfeld. Gemeinsam beten, gemeinsam singen, gemeinsam essen: der Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld hat zum siebten Mal zum festlichen Reformationstag mit Gottesdienst in der St.-Nicolai-Kirche und im Anschluss zu Speis und Trank im Lutherhaus geladen.
Traditionell war auch in diesem Jahr ein besonderer musikalischer Gast geladen. Die Organistin Monika Henking eröffnete mit Dietrich Buxtehudes „Praeludium in d“ den Gottesdienst. „Ein Stück mit intensiver rhetorischer Kraft“, erklärte Superintendentin Katharina Henking in ihrer Begrüßung. Kirchenmusik sei ein integraler Bestandteil des Glaubens und des Gottesdienstes, sie verstärke und trage die christliche Botschaft. So habe es auch Luther gesehen.
Unterstützt wurde Monika Henking bei der musikalischen Gestaltung von dem ephoralen Quartett, bestehend aus dem Superintendenten Christian Castel und Hella Castel sowie Katharina und Arwed Henking.
In ihrer Predigt widmete sich die Superintendentin der Frage, was genau die Profession eines Christen sei und benannte die Fürbitte und das Gebet als christliches Kernhandwerk. Sie erinnerte an die Friedensgebete im Madgeburger Dom vor 30 Jahren, zu denen sich trotz militärischer Einschüchterungsversuche seitens der DDR-Regierung über 8000 Menschen eingefunden hätten. Ein gelungenes und beeindruckendes Beispiel dafür, seinen Glauben unerschrocken und friedlich in die Welt hinauszutragen und ihm dort Gewicht zu verleihen.
„Gehen Sie nicht nach Hause“, sagte Katharina Henking am Ende des Gottesdienstes, „gehen Sie ins Lutherhaus.“ Dieser Bitte kamen viele BesucherInnen nach. Vor dem Lutherhaus wurden sie vom warmen Licht leuchtender Laternen begrüßt, drinnen warteten herbstlich dekorierte Tafeln auf sie.
Bereits zum siebten Mal fand die Veranstaltung in dieser Form statt. „Ich hatte einfach mal die Idee“, erklärte Katharina Henking lachend. Ihr Vorbild sei dabei Katharina von Bora gewesen, deren Haus stets ein Ort der Gastfreundschaft gewesen ist. Dort habe auch Luther seine berühmten Tischreden gehalten. „Katharina von Bora war eine selbstbewusste Frau, die sich nicht in den Schatten ihres Mannes gestellt hat.“ Wie viele Frauen habe sie in der Reformationszeit eine wichtige Rolle gespielt. „Die Veranstaltung hier“, sagte Katharina Henking, „das ist auch aktive Erinnerungskultur.“
Dafür wurde mit liebevollen Details gesorgt. So waren das Organisationsteam und auch Katharina Henking selbst angezogen wie zu Luthers Zeit und auch das Menü des Abends war von den mittelalterlichen Essgewohnheiten inspiriert. Angelika Anders war verantwortlich für das leibliche Wohl und die große Herausforderung, für 160 Gäste zu kochen. Das ginge, verriet sie ihr Erfolgsrezept, „mit Übung und Begeisterung.“
Gereicht wurden Heringssalat mit selbstgebackenem Brot und vegetarischer Eintopf. „Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz“, erklärte Angelika Anders, „und zudem ist es viel authentischer, denn damals fand nur ganz selten ein Stück Fleisch seinen Weg in die Suppe.“ Dafür viel Gemüse und Hafergrütze. „Klingt jetzt furchtbar gesund, ist es auch“, sagte Angelika Anders. Vor allem aber war der würzig warme Eintopf lecker. Aus den großen Töpfen am Ende der Tafeln wurde fleißig geschöpft und die Teller über die Tische gereicht bis jeder ausreichend versorgt war. Zum Nachtisch gab es Apfelmus mit Zimt, Zucker und Vanillesoße. „Die einzige Zutat, die es im Mittelalter noch nicht gegeben hat“, gestand Angelika Anders lachend.
Das bot gleich Anlass zu angeregten Tischgesprächen: Munter wurde die Frage erörtert, ob es vielleicht anderswo als in Deutschland schon Vanillesoße gegeben habe. Nur eines von vielen Gesprächen, gesellig ging es zu, Alt und Jung unterhielten sich angeregt, es wurde gescherzt, herzlich gelacht – und sogar gesungen. Als das Ephorale Quartett das Volkslied „Der Jäger und der Kuckuck“ anstimmte, sangen so einige mit. Das Abendlied „Nun ruhen alle Wälder“ von Bach bot dann einen stimmungsvollen Abschluss des Abends und entließ die Gäste geistlich und leiblich gesättigt in eine sternenklare Herbstnacht. Lisa Krusche