Alfeld. Schon beim Aufzählen der Speisen könnte einem das Wasser im Mund zusammenlaufen: selbstgebackenes Brot mit Schmalz und Kräuterbutter, eingelegter Hering, ein mittelalterlicher, vegetarischer Eintopf und zum Dessert Apfelmus mit Vanillesauce. All das erwartet die Besucher am Reformationstag nach dem Festgottesdienst im Alfelder Lutherhaus. Dann heißt es wieder „Katharina bittet zu Tisch“, eine mittlerweile zur Tradition gewordene Veranstaltung mit genau 199 Teilnehmern.
Ein Blick auf die vergangenen sechs Festessen macht deutlich, dass sich weitaus mehr Freunde einer deftigen Küche am 31. Oktober bewirten lassen würden, doch die Brandschutzvorschriften setzen der Veranstaltung ein Limit. Und so gilt wie immer das Motto: „wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“
Superintendentin Katharina Henking hatte vor acht Jahren die Idee, dem Reformationstag eine ganz besondere Note zu geben. Sie war und ist von Katharina von Bora fasziniert, die an der Seite ihres Mann Martin Luther maßgeblichen Anteil an der Reformation hatte. Deshalb darf der eingelegte Hering auch bei keinem Essen im Lutherhaus fehlen, da die Nonne Katharina von Bora einst mit ihren Mitstreiterinnen in Heringsfässern aus Kloster Nimbschen nach Wittenberg flüchtete.
Wie in den Jahren zuvor ist erneut Angelika Anders für die Zubereitung sämtlicher Speisen verantwortlich. Eine Mammutaufgabe, die die gelernte Floristin ganz allein mit Unterstützung ihrer Familie stemmt: „Das ist besser als wenn viele andere um mich herumwuseln“, sagte Angelika Anders beim Treffen des Vorbereitungsteams. Denn kochen ist das eine, die Beköstigung der Gäste das andere. Deshalb haben sich wieder zahlreiche Frauen und Männer bereit erklärt, am Abend des 31. Oktober tatkräftig mit anzupacken. Wenn Karin Nottbohm den in Kerzenlicht getauchten Saal dekoriert hat, werden die fleißigen Helfer in ihren Kutten Getränke und Speisen kredenzen und sich anschließend um Berge von Abwasch kümmern. Mit dabei auch Angelika Martynus von der katholischen Kirche. Schließlich ist die Veranstaltung nicht nur ökumenisch, sondern offen für jedermann.
Pflicht ist allerdings die Teilnahme am vorgeschalteten Festgottesdienst um 17 Uhr in der St.-Nicolai-Kirche. Dort erklingt Orgelmusik von Monika Henking, einer Künstlerin aus der Schweiz, und dem Ephoralen Quartett. Erst danach öffnen sich die Türen zum Lutherhaus, wo für die Teilnahme am Festmahl um eine Spende gebeten wird.
Gastgeberin Katharina Henking freut sich schon heute auf das leckere Essen, das bis auf die Vanillesauce ausschließlich mit Zutaten der damaligen Zeit zubereitet wird. Besonders gespannt ist sie auf den vegetarischen Eintopf: ganz ohne Kartoffel, weil es die damals noch gar nicht gab, und ohne Fleisch: „Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz.“ Peter Rütters