Alfeld. „mutig-stark-beherzt“ mit dem Motto des nächsten Kirchentages in Hannover hat der Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld beim Reformationsgottesdienst am Donnerstagabend einen bemerkenswerten Akzent gesetzt: Mit Crossover-Elementen bei der Predigt und der Musik. Das Konzept ging auf, was von den vielen Besucherinnen und Besuchern beim anschließenden Empfang im Lutherhaus bestätigt wurde.
Schon der Auftakt der Kantorei unter Leitung von Tobias Langwisch mit „Rejoice in the Lord Always“ setzte einen der vielen Höhepunkte des Abends. „Man konnte die Begeisterung sehen und hören. Das öffnet Türen und Herzen“, freute sich die Alfelder Superintendentin Katharina Henking. Mit ihrer Elzer Kollegin Franziska Albrecht gestaltete sie die Predigt in einem neuen Format. Statt von der Kanzel der Nicolai-Kirche hielten die beiden Frauen eine Dialog-Predigt im Altarraum, griffen das Motto „mutig-stark-beherzt“ mit teils sehr persönlichen Worten auf.
Mut bedeutete nach den Worten von Franziska Albrecht, für seine Überzeugungen einzutreten und nicht zu schweigen. So habe es auch in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt gegeben: „Das laut auszusprechen und von dem Erlebten zu berichten, kostet unglaublich viel Mut“, sagte die Superintendentin. Deshalb sei nun eine mutige und ehrliche Auseinandersetzung und Aufarbeitung nötig.
Unter dem Stichwort „stark“ erinnerte sich Katharina Henking an ihre eigene Mutter, die am Ende des 2. Weltkriegs mit einem kleinen Koffer in der Hand bei klirrender Kälte vor Panzern, Bomben und Granaten der anrückenden Front über das zugefrorene Haff floh: „Die junge Frau läuft um ihr Leben. Sie trägt nicht nur einen kleinen Koffer, sie trägt ein Kind unter ihrem Herzen.“ Am Ende hatte sie es tatsächlich bis nach Adensen am Fuße der Marienburg geschafft, wo Ende April 1945 den ältesten Bruder der Superintendentin zur Welt bringt. „Eine starke Frau“, sagte Katharina Henking.
Beim Thema „beherzt“ fiel der Blick der Superintendentin auf die Lutherrose, dem persönlichen Wappen des Kirchenreformators. Das habe Martin Luther ganz bewusst mit dem Kreuz im Herzen gestaltet. Beherzt heiße für sie, das Herz zu öffnen für die Bedrängnis, für das Leid anderer: „Nicht nur mitjammernd, nicht nur klagend. Sondern zupackend. Beherzt zupackend“, sagte Katharina Henking.
Mit dem Mitmach-Lied „Let me fly“ des von Hanna Jursch zusammengestellten Gospelprojektchors ging es beschwingt beim Kirchenkreisgottesdienst weiter, bevor Chor und Kantorei gemeinsam bei „Come let us sing“ den musikalischen Höhepunkt des Abends setzten.
Beim anschließenden Empfang im vollbesetzten Lutherhaus hielt das Kulinarik-Team ein deftiges Buffet bereit, während Bernd Rüter mit Jazz-Trio die Gäste begeisterte. Peter Rütters