Graste. Bänke, Steine und ein paar Kunstgegenstände machen noch keine Kirche aus. Dazu gehören Menschen, die das Haus mit Leben erfüllen. So wie die Gemeinde in Graste, die ihre mittlerweile 300 Jahre alte Kirche nicht missen möchte. Ihre Verbundenheit haben sie bei der Geburtstagsfeier klar unter Beweis gestellt. So war nicht nur der Festgottesdienst sehr gut besucht, sondern auch die übrigen Programmpunkte wie der Spiele-Nachmittag für das junge Publikum, das Spanferkel-Essen oder der gesellige Tanzabend.
„So ein besonderes Fest, das seit vielen Monaten vom Kirchenvorstand vorbereitet wurde, gibt es nicht alle Tage“, erklärte Pastor Stephan Gensicke zu Beginn des Festgottesdienstes. Auch der Superintendentin des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld, Katharina Henking, liegt die Graster Kirche sehr am Herzen. „Die Kirche, die Gemeinde und der Kirchenvorstand haben mich in den vergangenen zwölf Jahren beschäftigt. Dann wäre ich zum Beispiel dem Geschichtsforscher Axel Kronenberg nicht so früh begegnet und hätte niemals etwas von Taufengeln gehört. Und dann kam die Glocke. Was für ein Erlebnis, mit ihr durch den Ort zu ziehen“, blickte Katharina Henking zurück.
Graste habe ihr ephorales Leben geprägt. Deshalb habe sich die Superintendentin auch sehr über die Anfrage gefreut, ob sie nicht die Predigt im Festgottesdienst halten kann. „Die Kirche dient der lebendigen Kommunikation zwischen Christus und seiner Gemeinde, zwischen Gott und Menschen“, betonte sie. Ein Blick galt auch den 140 Gotteshäusern im Kirchenkreis. „Wie bekommen wir sie in die Zukunft? Die Nagelprobe wird sein, ob da Leben drin ist. Tote Steine, muffige Räume und sakralen Leerstand braucht kein Mensch. Deshalb machen Sie bitte weiter wie bisher“, wandte sich die Superintendentin direkt an die aktive Gemeinde in Graste.
Die Kirchenvorstandsvorsitzende Nicole Jahns erklärte, dass die Menschen ein Haus brauchen, das Geborgenheit und ein Gefühl des Daheimseins gibt. „Auch eine Gemeinde braucht dieses Haus für Begegnungen und verschiedene Anlässe. Die Kirche ist auch ein Ort des Nachdenkens, Betens oder Trauerns“, sagte die Kirchenvorsteherin, die allen Männern und Frauen für das lebendige Gestalten des Gemeindelebens dankte. Aber nicht zuletzt sei auch die Pflege des Kirchengebäudes ein sehr wichtiges Anliegen.
Gemeindebürgermeister Andreas Humbert gratulierte den Grastern ebenfalls zum Kirchenjubiläum. „Es ist eine der schönsten Kirchen in der Region. Die Menschen in Graste und die Kirche sind untrennbar miteinander verbunden“, stellte der Verwaltungschef heraus. Die Kirche sei eine wichtige Instanz der Menschlichkeit in der Gesellschaft. „Sie schafft auch soziale Einrichtungen, ohne die es in der heutigen Zeit nicht mehr funktioniert. Die Aufgaben der Kirche sind in der heutigen Gesellschaft wichtiger denn je“, machte Humbert deutlich. Der Bürgermeister bat darum, dass das Gemeindeleben in Graste auch weiterhin so vielseitig gestaltet wird.
Der 35-köpfige Projektchor mit Sängerinnen und Sängern aus Lamspringe, Graste und Neuhof bereicherte unter der Leitung von Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch den Gottesdienst mit einer Reihe Liedern. „Unterstützung gab es bei den umfangreichen Vorbereitungen auch von den Familien und örtlichen Vereinen“, erklärte die Kirchenvorsteherin aus Graste, Diana Kolb. Ein Dank galt an dem Tag auch Axel Kronenberg, der zahlreiche Informationen rund um die Geschichte der Graster Kirche für die Festschrift zusammengetragen hat. Michael Vollmer