Bessingen. Er war ein Pastor vom alten Schlage, organisierte Jugend- und Familienfreizeiten und setzte sich persönlich immer wieder für eine intakte Dorfgemeinschaft ein. Nach fast 30 Jahren in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ith-Nesselberg wurde Michael Gand in einem feierlichen Pfingstgottesdienst in Bessingen in den Ruhestand verabschiedet.
Im vollbesetzten Gotteshaus gab es keinen freien Platz mehr, als Superintendentin Katharina Henking den Geistlichen entpflichtete. Dass so viele Menschen zum Abschiedsgottesdienst gekommen waren, werte sie als Wertschätzung und Verbundenheit zu Michael Gand: „Ein Pastor, der 30 Jahre vor Ort bleibt: wo gibt’s das noch?“ fragte die Superintendentin und lieferte die Antwort gleich mit: In Bessingen, wo Pastor Gand in den Gemeinden wechselvolle Zeiten mit Strukturveränderungen und Fusionen erlebt habe, als aus drei Gemeinden und sechs Ortschaften die Kirchengemeinde Ith-Nesselberg entstanden sei. Michael Gand sei stets der vertraute Fels in der Brandung gewesen und habe sich auch nach überwundener schwerer Erkrankung wieder in den Dienst der Kirche gestellt.
Der Pastor habe sich in all den Jahren „reingehängt“. Als Beispiel nannte Katharina Henking, die vielen Familienfreizeiten, mit denen er die Gemeinde zusammengeschweißt habe. Tugenden wie Treue und Verlässlichkeit zeichneten den Geistlichen auch als Krankenhausseelsorger im Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge aus.
Michael Huisgen vom Kirchenvorstand lobte die von Pastor Gand begleitete Gründung des Gemeindeverbandes, der heute für viele anderen Gemeinden als Vorbild diene. Durch seine offene und emphatische Art sei man gemeinsam gewachsen: „Wir werden dich vermissen“, sagt Michael Huisgen zum Abschied. Das konnte Reiner Olze als Sprecher aller Vereine und Verbände nur unterstreichen. Denn Michael Gand sei ein Pastor gewesen, dem die Dorfgemeinschaft wirklich am Herzen gelegen habe.
Für Pastor Gand selbst waren die zurückliegenden Jahre eine erfüllende Zeit, in der er immer Menschen an seiner Seite gehabt habe, die nicht in der Klage versunken seien, sondern sich den immer neuen Herausforderungen gestellt hätten.
Zwar werde seine Pfarrstelle nicht wieder besetzt, weil die Gemeindegliederzahl selbst für eine halbe Stelle zu klein geworden sei. So werde es in Zukunft zunächst eine pfarramtliche Verbindung mit der Kirchengemeinde am Ith unter der Leitung von Pastorin Martina Frost geben.
Natürlich freue er sich jetzt auf den Ruhestand: „Ich werde aber den Kirchengemeinden verbunden bleiben und, falls erforderlich, auch mal einspringen“, versicherte der 65-Jährige. Peter Rütters