Hary. Nach 36 Dienstjahren ist Pastor Gerd Meyer-Lochmann am Sonntagnachmittag in Hary in den Ruhestand verabschiedet worden. „Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist“, sagte der Geistliche beim Freilichtgottesdienst im Wonnemonat Mai.
Und schön war der Abschied für ihn und seine Ehefrau Gesine allemal. Unter dem Schatten der mächtigen Eiche vor der St. Katharinen-Kirche hatten sich zahlreiche Menschen der Trinitatisgemeinde im Ambergau versammelt, um an diesem feierlichen Gottesdienst teilzunehmen.
Ganz so, wie es sich der Pastor während seines langen Wirkens stets gewünscht hatte: „Sie wollten immer Menschen erreichen“, sagte Superintendentin Katharina Henking. Und ihnen dabei im übertragenen Sinn Schwarzbrot zum Kauen geben. Kein weichgespültes Evangelium, sondern Brot des Lebens auf den Tisch stellen und Christus predigen.
Dass die Predigten das Herzstück seiner Arbeit waren, hatte die Superintendentin schon bei Gerd Meyer-Lochmanns Amtseinführung vor drei Jahren gespürt: „Der kann’s“, lautete damals ihr Urteil. Der Pastor sei ein Meister der Kunst der lebendigen Predigt, theologisch tief und doch ganz konkret und lebensnah.
Katharina Henking zeichnete während der Verabschiedung den Werdegang des Theologen nach, der in ihrer Wahlheimat Göttingen geboren und wie sie auch dort studiert habe. Am Rande des Sollings übernahm er seine erste Pfarrstelle in Volpriehausen, wo er 15 Jahre als Landpfarrer arbeitete. Als die Kinder groß waren, folgte ein „echter Tapetenwechsel“ an die Christuskirche in Hildesheim: „Eine Kirche in der Stadt. Gut bürgerlich. Anspruchsvoll“, sagte die Superintendentin.
Anschließend ging es wieder zurück aufs Land zur Trinitatisgemeinde im Ambergau mit sieben Predigtstellen. Trotz der damals grassierenden Pandemie und eigener Krankheit könne Gerd Meyer-Lochmann auf eine gute Bilanz mit neuen Impulsen wie Kino und Kirche und einer Chorgründung zurückblicken.
Die Superintendentin zeigte sich dankbar, dass die neue Kollegin Katharina Brühl ihren Dienst im Ambergau bereits an der Seite von Gerd Meyer-Lochmann beginnen konnte. Der scheidende Pastor sei dabei vorbildlich und pragmatisch in die Zusammenarbeit gegangen. Ganz nach dem Motto: Ich bin von gestern, du bist von morgen: „Trocken ausgesprochen und mit einem Lächeln in den Augen.“
Die gute Zusammenarbeit zwischen Pastor und Kirchenvorstand unterstrich Sören von Werder. Gerd Meyer-Lochmann sei immer dicht bei der Gemeinde gewesen und habe durch seine lebendigen und mitreißenden Predigten überzeugt.
Für die Ortschaft Hary bedankte sich Friedrich Niehoff bei Gerd Meyer-Lochmann für sein Engagement während der Corona-Pandemie, die der Pastor durch Freiluft- sowie Video-Gottesdienste kreativ gemeistert habe.
Da Gerd Meyer-Lochmann wegen der Corona-Pandemie seinerzeit nicht von der Hildesheimer Christuskirche verabschiedet werden konnte, nutzte Kirchenvorsteherin Silke Schlünzen jetzt die Gelegenheit, um sich bei ihm zu bedanken: „Sie sind ein Pastor mit Leib und Seele.“ Peter Rütters