Heersum. Was macht eine Superintendentin mit der Kreuzhacke in der Hand im Heersumer Festzelt? Für einen kurzen Moment fragten sich einige Besucher des Zeltgottesdienstes, ob das etwa ein Geschenk von Katharina Henking zur 1000-Jahr-Feier des Dorfes sein könnte? Doch weit gefehlt. Denn in ihrer Kurzpredigt ging Katharina Henking auf das Märchen „Die kluge Else“ ein, die zum Bierholen in den Keller geschickt wird und dort beim Anblick der Kreuzhacke befürchtet, diese könnte von der Wand fallen und irgendwann einmal ihr Kind erschlagen, das noch nicht einmal gezeugt ist. Von Sorgen geplagt fängt sie laut an zu weinen und bleibt im Keller.
Deshalb schwang Katharina Henking die Hacke, die oftmals schwer und groß über der Seele hänge. „Unser Leben haben wir letztlich nicht in der Hand, aber wir können das Heft des Handelns in die Hand nehmen und die Sorgen in Kraft, Kreativität und Empathie verwandeln und gemeinsam die harten Böden in Gärten verwandeln“, sagte die Superintendentin.
So wie es die Menschen in Heersum schon seit 1000 Jahren machten. Auf diese ebenso lange wie ereignisreiche Zeit ging Prädikant Mathias Klein im Gottesdienst ein. 1000 Jahre, 365.000 Tage oder rund 525 Millionen Minuten waren für ihn schon fast eine Unendlichkeit, in der es Trockenheit, Dürre und Überschwemmungen, aber auch Korn in Hülle und Fülle, gut genährte Schweine und Feiern mit Wein, Bier und Gesang in Heersum gegeben habe. Mathias Klein lobte den großen Zusammenhalt im Dorf, wo jeder bereit sei, dem Nachbarn auszuhelfen. Und er erinnerte an die liebliche Landschaft und die gute Luft im Dorf, die so manchen Städter bei einem Besuch an einen Luftkurort erinnere. „Was kommt in den nächsten 31 Milliarden Sekunden? Bekommen die Menschen auch unser Glück?“ fragte Klein und bedankte sich gemeinsam mit Katharina Henking mit Rosen bei dem Bläserensemble aus Hildesheim, das den Zeltgottesdienst musikalisch begleitete. Peter Rütters