Mit einem musikalischen Gottesdienst wird am Sonntag, 28. August, der Elzer Superintendent Christian Castel in den Ruhestand verabschiedet.
„Pastor ist für mich noch immer einer der tollsten Berufe, ich habe mit vielen unterschiedlichen Menschen jeden Alters zu tun und kann meine Gaben voll einbringen“, sagt Castel im Gespräch. Und doch sei das Amt des Superintendenten mehr verwaltend und voller Umbrüche und Fusionen gewesen.
Seit 2005 war der evangelische Theologe, der zuvor Pastor in Ahrbergen war, leitender Geistlicher in Elze und später an der Seite von Superintendentin Katharina Henking im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld für den Amtsbezirk Elze zuständig.
Vor drei Jahren begann Christian Castel an seiner „Entwichtigung“ zu arbeiten, wie er das nennt. Am Ende seiner zweiten Amtsperiode in der Landessynode, dem Kirchenparlament der hannoverschen Landeskirche, entschied er, sich nicht erneut zur Wahl zu stellen, Platz zu machen für eine neue Generation. Viele Jahre hatte er da in leitenden Gremien der Landeskirche mitgewirkt, an der neuen Kirchenverfassung mitformuliert. Und das neben seinem Amt als Superintendent in Elze.
„Er will Pastor bleiben“ titelte die Lokalzeitung, als er nach rund 18 Jahren als Pastor in Ahrbergen nach Elze wechselte. Nah bei den Menschen, pastoral wirken, das Leben in der Gemeinde von der Taufe bis zur Bahre begleiten. Doch in seinem neuen Amt blieb dafür wenig Raum: „Den Rück- und Umbau der Kirche im ländlichen Raum zu gestalten, das war über all die Jahre meine Realität.“
Hatten Vorgänger Castels noch Spielräume für die Ausweitung und Entwicklung des kirchlichen Lebens, wurde er zum Manager und Mitgestalter mehrerer Fusionsprozesse, nicht zuletzt auch das Zusammenwachsen der Kirchenkreise Alfeld und Hildesheimer Land (Elze) zum Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld. Damit war allerdings eine Größenordnung erreicht, die für einen Superintendenten nicht mehr zu bewältigen war. Die Lösung war die Erprobung einer Doppelspitze mit zwei Superintendent*innen – ein Pilotprojekt für die ganze Landeskirche. „Katharina Henking war als Partnerin dafür die richtige Wahl“, freut sich Castel. Über zehn Jahren hat dieses Tandem inzwischen den Kirchenkreis in gutem Einvernehmen geleitet. Dabei zeigten sich schnell die Vorzüge dieses Modells. Rücksprachemöglichkeiten zu haben, auch mal ein Korrektiv, unterschiedliche Gaben und Herangehensweisen, die Kombination von Mann und Frau – davon habe der Kirchenkreis profitiert.
Vieles hat sich in den letzten 20 Jahren in der kirchlichen Struktur verändert. „Ich habe immer wieder versucht, Gesprächsebenen zu finden, zusammenzuführen und zu vermitteln. Für die meisten Probleme gab es am Ende Lösungen oder zumindest Akzeptanz.“ Doch diese Strukturarbeit habe auch viel Kraft gekostet, die Spielräume seien immer kleiner geworden. „Aber es ist ja nicht alles zu Ende – es wird nur anders werden.“
Mit 13 Jahren war der gebürtige Peiner in die dortige Kantorei eingetreten. Die Leidenschaft für Musik prägt ihn bis heute: Im Studium sang er erst in Göttingen, später dann in Basel, bekam dort als talentierter Chortenor Einzelunterricht. Und seit fast 40 Jahren ist er Mitglied der Michaeliskantorei in Hildesheim. Während seiner Zeit in Ahrbergen gründete er den noch heute bestehenden Gospelchor „A Kapella“. Schon damals war ihm wichtig, dass auch die Popularmusik einen Platz im musikalischen Leben der Kirche haben muss. Im Ruhestand möchte er nach mehrjähriger Pause auch sein Cello-Spiel wieder aktivieren.
Christian und Hella Castel sind seit einigen Monaten aus der Superintendentur in Elze ausgezogen und fanden in Breinum bei Bad Salzdetfurth ein neues Zuhause. „Der grüne Daumen ist bei mir nicht sonderlich ausgeprägt“, lacht Castel. Um den Garten kümmere sich daher seine Frau – er habe aber bereits drei Hochbeete gebaut. Und auch am Haus gäbe es noch einiges zu tun.
Letzte Dinge im Amt regelt der 64-Jährige gerade noch aus dem Homeoffice. Seine Abschluss-Predigt muss noch geschrieben, die Musik arrangiert werden. Am Sonntag. 28. August, ist dann ab 15 Uhr die Verabschiedung durch Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder in der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Elze. Gunnar Müller