200 Engelwanderer trotzen dem Regen

Nachricht 17. Juni 2019

Landesbischof Ralf Meister plaudert zwischen Bodenburg und Wehrstedt über Gott und die Welt

Bodenburg/Wehrstedt. Als Katharina Henking am Sonntagmorgen aus dem Fenster schaute, schien es ein guter Tag für die fünfte Taufengelwanderung des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld zu werden. Keine Wolke am Himmel und nur eine Regenwahrscheinlichkeit von 39 Prozent für den Nachmittag – dem Startzeitpunkt für die Tour von Bodenburg nach Wehrstedt. Auch Landesbischof Ralf Meister war zu diesem Zeitpunkt noch guter Dinge. Er machte sich nach einem Gottesdienst in der Lüneburger Heide auf den Weg in die Region Hildesheim, hatte seine Regenjacke erst gar nicht eingepackt. Warum auch? Schließlich schien bei seiner Ankunft in Bodenburg noch die Sonne. Meister sah sich im Ort um, besuchte den alten Bahnhof und entdeckte dort einen wunderschönen, roten Kaminbär: Ein Schmetterling als sommerlicher Bote für die Taufengelwanderung.

Doch schon nach der Andacht in der St.-Johannis-Kirche änderte sich das Bild. Kaum hatten der Landesbischof und die rund 200 Engelwanderer die Kirche verlassen, begann es in Strömen zu regnen. Was für Ralf Meister im weißen Hemd, grauer Cargo-Hose und Sneakers aber kein Problem war,  da Katharina Henking wegen der 39-prozentigen Niederschlagswahrscheinlichkeit vorsichtshalber eine zweite Regenjacke eingepackt hatte und diese dem Landesbischof in die Hand drückte.

So machte sich die große Wandergruppe auf den Weg. Vorneweg Jugendliche aus der Kirchengemeinde, die einen selbstgefertigten hölzernen Engel vor sich her trugen, um den Frauen und Männern aus dem gesamten Kirchenkreis den Weg zu weisen.  Da der Regen immer stärker wurde, diente der Engel den Jungs mitunter auch als willkommener Regenschutz.

Die Teilnehmer nahmen das Wetter mit Humor. „Jeder Tropfen bringt Segen“, meinte Ortspastor Henning Forwergk, „die Engel begleiten uns, stellen den Regen aber nicht ab“, frotzelte Katharina Henking, während ihr Kollege Superintendent Christian Castel von einem „abwechslungsreichen Nachmittag“ sprach. Und auch der Landesbischof zeigte sich unerschrocken: „Das macht doch den Charme dieser Wanderung aus“, sagte Meister schmunzelnd. Viel wichtiger als der Regen waren ihm die Gespräche mit den Gläubigen, mit denen er auf der dreieinhalb Kilometer langen Wanderung über Gott und die Welt plaudern konnte.

Am Ziel in Wehrstedt hatte der Kirchenvorstand einen leckeren Imbiss für die Teilnehmer vorbereitet, die während der anschließenden Andacht in der St.-Andreas-Kirche durch den Engelforscher Uwe Wolff Interessantes über Taufengel erfuhren: „Martin Luther hat sie erfunden, sie sind also urevangelisch“, sagte Wolff über die vielen Taufengel im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld. Auch wenn der Wehrstedter Engel im Chorraum der Kirche keinen Namen trage, sei er ein Sinnbild für das Entstehen neuen Lebens.

Katharina Henking, die einst die Taufengelwanderungen in der Region ins Leben gerufen hatte, zeigte sich zum Abschluss der Veranstaltung über die große Resonanz hocherfreut: „Wir werden immer mehr und besser“, sagte die Superintendentin. Selbst wenn es einmal wie aus Kübeln schüttet. Peter Rütters