Bockenem. Katharina Henking war begeistert. Während ihrer einwöchigen Visitation in Bockenem hatte sie ja schon etliche interessante Eindrücke gesammelt: den Kulturladen und den Bundesverband der Organtransplantierten kennengelernt, das Seniorenheim besucht, mit Bürgermeister Rainer Block und Schulleiter Sven Telake gesprochen und an einer Kirchenvorstandssitzung teilgenommen. Ein „gesungener Gemeindebericht“ war aber für die Superintendentin dann doch eine völlig neue Erfahrung. Entsprechend begeistert fiel ihre Reaktion in der Königsdahlumer St.-Johannis-Kirche aus, als ein Chor aus 20 Frauen und Männern zu der Melodie von Lilli Marleen das Leben in der Gemeinde musikalisch in Szene setzten: „Bravo. Ganz toll. So lebt Kirche im Dorf“, sagte Henking und bedankte sich bei der Initiative „Fünf nach Sechs“.
Dieser Name ist Programm. Wenn freitags um 18 Uhr die Glocken in Königsdahlum läuten, ist das der Auftakt für eine mittlerweile schon zur Tradition gewordenen Verabredung in der Kirche. Fünf Minuten später leuchten die Altarkerzen, eine kleine Andacht kann beginnen. „Fünf nach Sechs hat sich zu einem akzeptierten gottesdienstlichen Angebot und zu einem der wenigen öffentlichen Treffpunkte in unserem kleinen Dorf entwickelt“, sagt Ulrich Gräbig, der seit dem Start vor zehn Jahren dabei ist.
„Wie viel Gottesdienst braucht der Mensch?“, fragte sich damals der Kirchenvorstand und kam zu dem Entschluss, dass einmal im Monat jedenfalls zu wenig sei. Schnell formierte sich ein fester Stamm von Ehrenamtlichen, die jeden Freitag um Punkt 18.05 Uhr für rund 20 Minuten ein kleines Andachtsangebot in der Kirche vorhalten: „Das ist keine Konkurrenz zum Sonntagsgottesdienst, sondern eine Ergänzung“, sagt Gräbig.