Alfeld. Aktueller hätte das Thema für die Schüler der Berufsbildenden Schulen in Alfeld nicht sein können: Nach dem Anschlag von Halle und der Veröffentlichung einer Studie, wonach jeder vierte Deutsche antisemitisches Gedankengut hegt, sprach Prof. Dr. Ursula Rudnick am Mittwoch in der Vortragsreihe „BBS-Lectures“ über Kirche und Judentum. Schulpastor Dr. Matthias Günther hatte mit der Referentin eine ausgewiesene Expertin eingeladen, die 2018 für ihre besonderen Verdienste um den internationalen Dialog der beiden Religionen in Amsterdam ausgezeichnet wurde.
Um die Ursachen des Antisemitismus zu verstehen, unternahm die Professorin der Lebniz Universität Hannover einen Streifzug durch die Geschichte, blickte fast 2000 Jahre zurück: In eine Zeit, in der das rabbinische Judentum und das entstehende Christentum das biblische Erbe jeweils für sich beanspruchten. Schon damals habe es erste Diffamierungen gegeben, die den Grundstein für eine über Jahrhunderte andauernde antijüdische Polemik legen sollten. Rudnick zitierte den Kirchenvater Augustin (334-430), der Juden zwar das Recht zubilligte, im christlichen Abendland zu leben - allerdings nur als Sklaven der Christen.