Fair geht vor

Nachricht 14. September 2019

Rekordbeteiligung beim „Fairen Frühstück“ im Elzer Gemeindehaus

Elze. Natürlich darf der Kaffee beim Frühstück im Elzer Gemeindehaus nicht fehlen. Schließlich gönnt sich jeder Deutsche davon 162 Liter im Jahr. Fair gehandelter Kaffee nimmt mit einem Marktanteil von 3,8 Prozent aber nur einen Bruchteil ein. Viel zu wenig, meinte die evangelische Kirchengemeinde und lud am Samstag schon zum vierten Mal zu einem „fairen Frühstück“ ein. Selbstverständlich mit Fairtrade-Kaffee, Produkten aus der Region und biologischem Anbau. Mit 80 Teilnehmern verzeichnete die Veranstaltung eine Rekordbeteiligung.

Unter dem Motto „Gleiche Chancen durch fairen Handel“ beschäftigt sich die „Faire Woche“ in diesem Jahr mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Denn Armut ist laut soziologischen Untersuchungen immer noch weiblich. Geschlechterdiskriminierung, mangelnder Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie niedrige Löhne sind laut der Organisation Fairtrade Probleme, mit denen Frauen in den Ländern auf der Südhalbkugel zu kämpfen haben.

Doch es gibt Hoffnung. Rebecca Neumann vom kirchlichen Entwicklungsdienst der evangelisch-lutherischen Landeskirche zeigte in ihrem Referat auf, wie durch die Fairtrade-Standards gleiche Rechte für Frauen und Männer in den Kaffeeanbau-Ländern geschaffen werden können. So seien Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder Familienstand ebenso verboten wie sexuelle Belästigung oder Ausbeutung in jeglicher Form. Frauen erhalten von Fairtrade Kredite, um sich selbständig machen zu können, bekommen Landeigentum und spezielle Führungstrainings.

Rebecca Neumann zeigte, wie wichtig das Fairtrade-Siegel für die 844000 Kaffee-Kleinbauern ist: Sie stehen am Beginn der Wertschöpfungskette und sind von wenigen Händlern und Röstern abhängig, die den Markt unter sich aufteilen. Da der Preis an der Börse schwankungsintensiv ist, könnten viele von ihnen bei niedrigen Preisen nicht einmal ihre Produktionskosten decken: „Der Fairtrade-Mindestpreis dient als Sicherheitsnetz für den Fall, dass die Weltmarktpreise unter die Kosten einer nachhaltigen Produktion fallen.“, sagte Neumann. Steige der Weltmarktpreise, zahle auch Fairtrade mehr. Die Standards beinhalten außerdem Umweltkriterien, wie den Schutz von Wasser und Artenvielfalt, das Verbot von Gentechnik und eine Liste verbotener Substanzen.

So wie in der Genossenschaft „Asociación Chajulense“, ein Zusammenschluss von mehr als 1400 Klein­bauern im Hochland von Guatemala. Der Kaffee, den die Maya dort anbauen, ist zu 100 Prozent biologisch. Pestizide und Kunstdünger sind verboten. Die Genossenschaft zählt zu den ersten Zusammenschlüssen von Kaffeebauern, die mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet wurden. Ihnen wird damit ein gesicherter Mindestpreis für die Produktion des Kaffees gezahlt. Zusätzlich erhält die Genossenschaft eine Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte.

 Von Anfang an arbeiteten Frauen in der genossenschaftlichen Kaffeeproduktion. Die Asociación Chajulense konnte zudem durch den fairen Handel die Gründung einer eigenen Genossenschaft der Textilherstellerinnen unterstützen. Dieser Zusammenschluss macht die Frauen zu Unternehmerinnen, die mit ihrem Einkommen ihre Familien unterstützen. Die Zahl der Mitglieder wächst stetig an. Die Asociación Chajulense leistet nach den Worten von Rebecca Neumann mit ihren sozialen Projekten einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung. „Die positive Entwicklung solcher ländlichen Gemeinschaften wird durch den höheren Preis ermöglicht, den wir hier in Europa bereit sind, für Fairtrade-Kaffee zu bezahlen“, sagte Neumann. Peter Rütters