Alfeld/Gronau. Als der 85-jährige Patient nach einer erfolgreich verlaufenen Operation im Krankenhauszimmer erwacht, blickt er in unbekannte Gesichter, die wegen der Corona-Pandemie obendrein noch mit einer Maske fast komplett verdeckt sind. Doch es gibt da diese angenehme Stimme, die ihn sofort beruhigt: „Guten Tag. Diakonin Christine Bormann. Ich bin die Seelsorgerin hier im Haus. Ich mache Besuche und ich habe Zeit für Gespräche.“
Es sind Szenen wie diese, die Christine Bormann als neue Krankenhausseelsorgerin in den Kliniken Alfeld und Gronau seit ihrem Start im November 2021 erlebt hat. „Ich bin einfach erstmal da. Das ist fast das Wichtigste“, sagt die 55-jährige Mitarbeiterin im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld.
Schon früh hat sich die gelernte Sparkassenkauffrau ehrenamtlich in der Kirchenarbeit engagiert, rief gemeinsam mit zwei Freundinnen in ihrer Heimatgemeinde Kindergottesdienste ins Leben und begleitete Jugendliche bei etlichen Zeltlagern. Das bereitete Christine Bormann so viel Freude, dass sie im Jahr 1990 eine Ausbildung zur Diakonin begann.
Nach ersten Berufsjahren in der Braunschweigischen Landeskirche schloss sich eine ausgedehnte Familienphase an, in der sie sich zuerst um die inzwischen erwachsenen Kinder und dann um die Senioren der Familie kümmerte. Neben- und ehrenamtlich hat sie in all dieser Zeit in vielen Bereichen der Kirchengemeinde Bodenburg mitgearbeitet. 2016 wurde Christine Bormann als Prädikantin eingesegnet und dadurch mit der Gottesdienstgestaltung betraut.
Zweimal pro Woche ist Christine Bormann jetzt im Johanniter Krankenhaus Gronau und der Ameos Klinik in Alfeld unterwegs und macht Patientenbesuche. Dann geht sie von Zimmer zu Zimmer, bietet den Patienten vertrauliche Gespräche an, wobei Konfession oder Weltanschauung keine Rolle spielen. „Ich dränge mich nicht auf, es ist ein Angebot“, erzählt Christine Bormann. Besonders ältere Menschen seien dafür dankbar. Während sich junge Leute die Zeit oftmals mit dem Handy oder dem Tablet vertreiben könnten, litten betagte Frauen und Männer unter der Einsamkeit. Zumal während Corona die Besuchszeit auf eine Person für eine Stunde täglich beschränkt sei: „Diese Menschen sind viel allein.“ In den Gesprächen gehe es um Gott und die Welt, aber mitunter auch um ganz persönliche Schicksale. „Manchmal aber ist jedes Wort zu viel und es gilt nur, da zu sein und schweigend miteinander auszuhalten. Manchmal gibt es ein gemeinsames Gebet, eine Segnung oder ein Lied“, sagt die Krankenhausseelsorgerin. Und sie ist auf Wunsch auch in den schwersten Stunden für Patienten und Angehörige bei Sterbe- und Abschiedssituationen im Krankenhaus da.
Zu erreichen ist Christine Bormann über die jeweiligen Stationen oder unter der Rufnummer 05182 - 583 7073. Ihr Einführungsgottesdienst findet am Sonntag, 18. September, um 16.30 Uhr im Alfeld Krankenhaus statt. Peter Rütters