Coppenbrügge. Natürlich hatte Pastor Thomas Koch auch die Kapitänsmütze dabei, die er sich vor fast 13 Jahren symbolisch aufgesetzt hatte, um das Gemeindeschiff in Coppenbrügge zu lenken. Jetzt ging der Kapitän von Bord, wurde in der vollbesetzten Nicolai-Kirche mit den besten Wünschen in den Ruhestand verabschiedet.
Dass er und seine Ehefrau Andrea in Coppenbrügge etliche Spuren hinterlassen haben, wurde in den vielen Grußworten im feierlichen Gottesdienst deutlich. Den Anfang machte die Kirchenvorstands-Vorsitzende Susanne Korth, die Thomas Koch als Pastor mit Leib und Seele kennengelernt hat. Zu Beginn seiner Amtszeit habe die Gemeinde mit der Einrichtung eines Familienzentrums und der Kirchenrenovierung viel vorgehabt. Glücklicherweise zähle das Bauen zur Leidenschaft von Thomas Koch, der gern selber Hand anlege und Dinge repariere: „Das hat uns so manchen Handwerker erspart.“
Bei allen Projekten sei seine Frau Andrea die wichtigste Person gewesen, die ihren Mann und die Kirchengemeinde stets unterstützte. Beide spielten und sangen im Posaunen- und Kirchenchor. Und wenn kein Organist zur Stelle war, habe Pastor Koch selber zur Gitarre gegriffen und den Gemeindegesang unterstützt: „Sie werden uns beide fehlen“, sagte Susanne Korth.
Als filmfreif bezeichnete Superintendentin Katharina Henking den Lebensweg von Thomas Koch, der im Herbst 1988 am Bahnhof in Dresden von einem Stasi-Mann in Lederjacke und rotem Schlips höchstpersönlich in den Westen verabschiedet worden sei. Der Zug fuhr in die Freiheit, doch Thomas Koch ließ auch danach den Kontakt zu den Menschen im Osten nicht abreißen. Er habe das Posaunenwerk in Schlesien unterstützt, Pflegebetten für Polen organisiert und sich in der Tschernobyl-Hilfe für Kinder engagiert: „Du hast nicht nur debattiert, sondern selbst mit angepackt“, sagte Katharina Henking.
So zupackend habe ihn auch seine Gemeinde in den vergangenen zwölf Jahren kennengelernt. Zwar werde das Ehepaar jetzt das ehemalige Harzer Pfarrhaus in Pöhlde beziehen, aber Thomas Koch sei keineswegs amtsmüde, fühle sich weiter der Verkündigung verpflichtet. Denn von Ruheständlern, die nicht nur Ruhe brauchten und auch Gastdienste übernähmen, lebe die Kirche im ländlichen Raum. Einen solchen aktiven Senior habe der Kirchenkreis mit Superintendent i. R. Detlef Brandes gefunden, der für zunächst drei Monate einen pastoralen Gastdienst in Coppenbrügge übernehmen werde: „Eine wichtige Unterstützung für die Vakanzvertreterin Pastorin Martina Frost und Diakonin Melanie Voß.“
Von einer wunderbaren Zeit mit dem Ehepaar Koch sprach Coppenbrügges Gemeindebürgermeister Hans-Ulrich Peschka. Er bedankte sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei der stets das Miteinander im Vordergrund gestanden habe.
Mit großer Dankbarkeit blickte Pastor Thomas Koch selbst auf seinen Lebensarbeitsweg zurück. Auf einem Schiff, das sich Gemeinde nennt, habe er versucht, ein ordentlicher Kapitän zu sein: „Nun sind andere dran, das Schiff zu steuern.“ Peter Rütters